Verband der Lipizzanerzüchter in Österreich
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Die Lipizzaner sind das Ergebnis jahrhundertelanger Züchtung aus spanischem, italienischem und arabisch - orientalischem Blut. Sie zeichnen sich durch einen vollendeten, edelgeformten Körperbau, graziöse Bewegungen, Lerneifer, Lebhaftigkeit, Gutmütigkeit und Ausdauer aus.

Ein ausdrucksvoller Kopf mit gelegentlicher Ramsnase (ein afrikanisches Erbstück), ein hochaufgesetzter Hals, ein verhältnismässig niedriger Widerrist, ein ziemlich langer, kräftiger Rücken, der in eine muskulöse Kruppe ausläuft, betonte Körperproportionen und trockene, profilierte Gliedmassen mit starken, gut ausgebildeten Gelenken und formschönen Hufen, der Schweif und die Seine Grösse soll 150 bis 158 cm Stockmaß betragen. Der Gang federt, besitzt eine höhere Knieaktion und ist besonders grazil in seiner Ausdrucksform.

Der Lipizzaner reift spät, erreicht aber dafür ein hohes Alter, das nicht selten 28 bis 32 Jahre beträgt. Was die Färbung anbelangt herrscht der Schimmel vor, und ein brauner Lipizzaner zählt zu den Raritäten. Zur Welt kommt das Fohlen stets dunkel- oder schwarzbraun und erlangt sein weißes Kleid. Der Lipizzaner ist der letzte Nachfahre jener edlen spanischen Rosse, die schon zu Cäsars Zeiten einen besonderen Ruf hatten und von den Römern mit Vorliebe zur Prunkentfaltung und auch für schnelle Wagenrennen verwendet wurden. Karthago wird wohl am Anfang der ganzen Entwicklung gestanden sein.relativ spät mit 4 - 10 JahrenMähne dicht und feinhaarig - das barocke Reitpferd schlechthin

Die reiche und mächtige Handelsstadt Nordafrikas besaß Kolonien auf der iberischen Halbinsel und garantierte so eine ungestörte Zufuhr arabischen und Berber-Blutes nach Spanien, das sich hier mit dem schweren Pyrenäenpferd, den sogenannten Vilanos, gelegendlich kreuzte. Das Produkt dieser Mischung war dann das altspanische Pferd oder, wenn man will, der “Urlipizzaner”. In einer ähnlichen hippischen Situation wie in der Antike befand sich der spanische Raum während der rund sieben Jahrhunderte während der Maurenherrschaft, also nahezu das ganze Mittelalter hindurch. Die hervorragende Eignung für die klassische Reitkunst sicherte diesen bald den ersten Rang in Europa. Zwar verflachte nach der endgültigen Vertreibung der Mauren aus Spanien bis zu einem gewissen Grad die Pferdezucht in diesem ihrem Mutterland, dafür aber unternahm man anderswo in Europa glückliche Versuche, spanisches Blut in eigenen Zuchten zu konservieren. Italien vor allem konnte sich mit seinen Neapolitanern und den Pferden aus der Polesina einen ausgezeichneten Ruf erwerben. Aber zum Beispiel auch in dem Gestüt der dänischen Könige in Frederiksborg waren erstklassige Nachkommen der hispanischen Pferderasse.

In Österreich wurde über Initiative des damaligen Erzherzogs und späteren römischen Kaisers Maximilian II. hin mit der Zucht spanischer Pferde etwa um 1562 begonnen. Im Jahre 1580 ließ Erzherzog Karl, Herr der Steiermark, von Kärnten, Krain und Istrien, in Lipizza einen

Marstall und Stutterey anrichten, allda die besten Pferde gezogen und dem Keyserlichen Hofe zugeführt werden Es seynd die auserwähltest- und dauerhaftestem Pferde, so man findt, gehen und weiden sich auf lauter harten Steinen, da gar wenig Gras wächst”.

Lipizza, bei Triest gelegen, war damals ein armseliges, winziges Nest inmitten des steinigen, wasser- und vegetationsarmen Karstes. Die karge Landschaft aber mit ihrem harten, nur von spärlichen Graswuchs bedeckten Boden hatte schon im Altertum Pferde hervorgebracht, die ihrer Schnelligkeit, Kraft und Ausdauer wegen berühmt und sehr begehrt gewesen waren. Neun hispanische Hengste und vierundzwanzig Mutterstuten, über Auftrag des Erzherzogs durch den Freiherrn von Khevenhiller angekauft, bildeten den verheißungsvollen Grundstock Lipizzas.

Gegen Ende des 17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurden in verstärktem Maße Beschäler eingesetzt, die aus der oberitalienischen Polesina und aus Neapel stammten. Ja sogar Dänen und deutsche Pferde fanden in Lipizza Einlaß. Heute noch blühen die alten sechs Stämme, die auf folgende Vaterpferde zurückgehen: den Dänen “Pluto” (1765), die Neapolitaner “Conversano” /1767) und “Neapolitano” (1790), die Original-Lipizzaner “Favory” (1799) sowie “Maestoso” (1773) und schließlich den Original-Araberschimmel “Siglavy” (1810